»…Gerd Reutters Schalen der vierteiligen Arbeit „Kammer II“ sind extrem dickwandig, sie sind flach und haben weder einen regelmäßigen Umriss noch eine gleichmäßige Wölbung. Dadurch wirken sie einerseits archaisch, andererseits lebendig. Sie sind offen und damit kommunikativ, sie verschließen weniger als sie offenbaren. Diese Eigenschaften sind auch die Erklärung dafür, dass Schalen häufig sakralen und rituellen Charakter besitzen. Reutters Schalen sind sehr groß, zu groß und schwer als dass sie ein Benutzer mit beiden Händen anheben könnte, um daraus zu trinken. Sie haben vielmehr symbolischen Charakter. Drei der Schalen hängen an Hanfseilen von der Decke herab, während eine auf einem Sockel steht. Sie sind derart angeordnet, dass die Vorstellung entsteht, imaginäre Tropfen könnten von oben kaskadenartig in die Schalen tropfen und sich schließlich in der horizontal stehenden sammeln. Die Vorstellung fließenden Wassers wird gesteigert durch die blau zerlaufenden Glasuren. So ist der dynamische Gedanke des Fließens nicht nur im besonderen Arrangement der Schalen gegeben, sondern auch in der formalen Gestaltung.«
Dr. Inge Herold, Kunsthalle Mannheim